Börsen hoffen auf einen Verbleib Griechenlands in der Eurozone

Nur wenige Wochen vor den Neuwahlen in Griechenland haben die Befürworter des Sparkurses die Nase knapp vorne. Die Befürchtungen, dass sich das Land aus dem Euroraum verabschieden könnte, scheinen unberechtigt zu sein. Denn würde die Drachme wieder als Zahlungsmittel eingeführt, könnte das hoch verschuldete Land zwar seine Verschuldung leichter in den Griff bekommen. Um die längst notwendigen Strukturreformen würde es allerdings nicht herum kommen. Und: Die wirtschaftlichen Folgen wären unkalkulierbar, zumal auch in den Haushalten anderer Länder ein riesiger Berg an Verpflichtungen schlummert.

An den Börsen hofft man jedenfalls darauf, dass Griechenland in der Eurozone verbleibt. Die Händler quittieren diesen Hoffnungsschimmer mit einem Vertrauensvorschuss. An den Börsen weltweit verbuchte man nach Pfingsten leicht steigende Kurse. Auch wenn der Handel insgesamt wegen des Feiertages eher in ruhigen Bahnen verläuft, regt sich doch einiges. So konnte der weltgrößte Spirituosenhersteller Diageo seine Marktposition nach einer Übernahme, bei der rund 300 Millionen Britische Pfund geflossen sind, weiter ausbauen. Positive Nachrichten hatte auch der Triebwerkshersteller Rolls Royce zu vermelden: Die britische Luftwaffe hatte die Serviceverträge für die Triebwerke von Transportmaschinen und Tankflugzeugen verlängert. Das Volumen dieses Auftrages beträgt rund 100 Millionen Britische Pfund. Trotzdem verlor die Aktie 1,1 Prozent ihres Wertes.

Auch im Fernen Osten schlägt sich die Hoffnung auf ein Fortbestehen der Eurozone in ihrer jetzigen Form mit Kursgewinnen nieder. Der japanische Leitindex Nikkei stieg zum Wochenauftakt um 0,2 Prozent, aber auch die Börsen in den anderen asiatischen Finanzzentren Hongkong, Shanghai, Singapur, Taiwan und Australien haben einen Gewinn verbucht.

Bei den jüngsten Umfragen in Griechenland hatte wenige Wochen vor der Wahl die Neue Demokratie, die den Sparkurs befürwortet, die Nase bei den griechischen Wählern vorne. Das hat die Nervosität der Anleger etwas beruhigt, nachdem in den vergangenen Wochen verschiedene Pläne durchgespielt wurden, wie der Ausstieg Griechenlands aus der Währungsunion bewerkstelligt werden könnte. Notfallpläne liegen aktuell in allen wichtigen Finanzzentren in der Schublade, falls sich die Schuldenkrise im Euroraum weiter verschärfen. Die aktuelle Beruhigung könnte aber auch nur die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm sein. Denn so lange die Zukunft Griechenlandes nicht kalkulierbar ist, dürfte auch an den Börsen weltweit zumindest eine unterschwellige Nervosität herrschen.