Kurschaos nach Milliardenverlusten an der Börse

Nichts gelernt und einfach weitergemacht, so könnte man die Lage bei der Bank JP Morgen wohl am besten beschreiben. Zur Erinnerung: Der Auslöser für die jüngste weltweite Wirtschaftskrise waren komplizierte Konstruktionen von Finanzprodukten, welche wohl nicht einmal die Anlageberater, die diese an ihre Kunden verkauften, so recht verstanden. In den vergangenen Monaten haben sich ranghohe JP Morgen-Manager erneut mit riskanten Finanzwetten verspekuliert – innerhalb von nur sechs Wochen wurden zwei Milliarden US-Dollar verbrannt.

Das Management hatte aber rasch auf diese Verluste reagiert und die verantwortlichen Manager gefeuert. Denn diese Verluste sind für die Großbank mehr als peinlich. Während andere Bankhäuser nämlich auf den Zug mit riskanten Finanzkonstrukten aufgesprungen waren und teilweise mit Steuergeldern gerettet werden musste, konnte sich JPMorgan relativ unbeschadet durch das Chaos auf den Finanzmärkten lavieren.

Umso peinlicher für das Bankhaus sind diese Verluste nun ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem die weltweiten Finanzmärkte als sehr fragil gelten. Selbst in den USA, wo die Zeichen wieder auf eine konjunkturelle Erholung hinzudeuten scheinen, gibt es noch Unsicherheitsfaktoren wie eine relativ hohe Arbeitslosigkeit. Auf dem Wertpapiermarkt herrscht deshalb ohnehin Kurschaos, weil die Konjunkturdaten aus den verschiedenen Branchen noch keinen einheitlichen Trend zeigen. Zudem schlägt die Schuldenkrise in Europa und das drohende Auseinanderbrechen des Euroraumes den Anlegern gewaltig auf den Magen.

Die Quittung für JPMorgan folgte augenblicklich: Die Kurse brachen um über neuen Prozent ein, die Bank verlor auf einen Schlag mehr als 14 Milliarden Dollar an Wert. Die finanziellen Verluste sind allerdings nicht das größte Problem, das JPMorgan nun hat. Schließlich gilt das Bankhaus – gemessen an den Erträgen – als größte Bank der USA und weltweit. Sie wird als bedeutsames Finanzinstitut eingestuft, das einem höheren Maß an Überwachung unterliegt wie kleinere Banken. Der Imageschaden, der dem Haus entstanden ist, dürfte sich kaum in Zahlen bewerten lassen.

Die riskanten Wetten haben immerhin die ganze Branche in Verruf gebracht, die sich seit Monaten vehement dagegen sträubt, dass den Finanzmärkten von der Politik strengere Zügel angelegt werden. Dass sich nun ausgerechnet ein Branchenprimus, der von der Krise kaum getroffen worden war, diesen schweren Fehler leistet, gibt den Kritikern des Bankensystems massiven Auftrieb. Neben einer Herabstufung durch Ratingagenturen drohen JPMorgan nun auch weitere Schritte. Beispielsweise könnten die US-Börsenaufsicht sowie die Notenbank den Geschäften nun etwas genauer auf die Finger schauen.