Was gehen uns Griechenlands Schulden an?

Wer den aktuellen Trubel um den Euro und die Staatsschulden Griechenlands verstehen will, muss einige Jahrzehnte in der Geschichte zurück gehen. Europa lag nach dem Zweiten Weltkrieg in Schutt und Asche, die Welt war geschockt von der Katastrophe. Aus Feinden sollten Freunde werden, so lautete die Idee der westlichen Siegermächte. Auch der politische Druck schweißte die Staaten Westeuropas enger zusammen. Das Verhältnis zur Sowjetunion verschlechtere sich nämlich rasch und zusehends. Die Welt wurde im Prinzip Jahrzehnte lang aufgeteilt in die Interessenssphären der beiden Supermächte USA und Sowjetunion.

Neben dem Gedanken der Völkerverständigung standen auch handfeste wirtschaftliche Interessen im Raum, als sich schon wenige Jahre nach dem „Großen Krieg“ eine europäische Wirtschaftsgemeinschaft gründete. Zunächst ging es darum, den Handel zwischen den Ländern zu erleichtern. Aber das ambitionierte Ziel lautete von Anfang an, politisch zusammen zu wachsen und eine gemeinsame europäische Währung zu etablieren. Logisch, denn im Konzert der Supermächte hatte nur die Stimme eines gemeinsamen Europas ein gewisses Mitspracherecht.

In mehreren Schritten formierte sich die Europäische Union um die beiden Kernländer Frankreich und Deutschland, bis das Projekt Europa auf die heutige Größe von Skandinavien bis an die Grenzen Asiens angewachsen war. 1988 wurde schließlich der Grundstein für die Währungsunion gelegt, die 1999 mit der gemeinsamen Währung und der Gründung einer europäischen Zentralbank vollendet wurde. Alle Staaten, die sich der Gemeinschaftswährung anschließen durften, erhielten Anteile an dieser Zentralbank, die nach dem volkswirtschaftlichen Gewicht eines Landes bemessen wurden.

Bevor die Währungsunion verwirklicht wurde, schlossen die Mitglieder der Europäischen Union 1992 im Vertrag von Maastricht einen Stabilitäts- und Wachstumspakt mit Strengen Kriterien, was die Neuverschuldung und den gesamten Schuldenstand in Relation zum Bruttoinlandsprodukt des jeweiligen Mitgliedstaates betrifft. Vor allem in Wahlkampfjahren wurden diese Kriterien allerdings von allen Beteiligten gern ignoriert.

Wo sollte man aber die Grenze ziehen, wenn selbst Musterschüler wie Frankreich und Deutschland das Klassenziel verfehlten? Denn wenn das chronische Pleiteland Italien in den exklusiven Euro-Club aufgenommen wurde, wer wollte denn der Wiege der Demokratie die Aufnahme verwehren? Dass Griechenland, dessen größter Arbeitgeber der Staat ist, nur dank extrem geschönter Statistiken den Euro einführen durfte, war eigentlich jedem klar, der Bilanzen auch nur ansatzweise lesen konnte. Für die anderen, die für griechische Schulden in die Haftung genommen werden könnten, gilt: Mitgefangen, mitgehangen.