Das Guthabenkonto für jedermann kommt

Jeder, der in Deutschland lebt, hat auch ein Recht auf ein Girokonto, so steht es in einem Gesetz aus dem Jahre 1909. Trotzdem gibt es immer noch 670.000 Bürger, die kein Girokonto haben, aber das soll jetzt nach dem Willen von Bundesverbraucherminister Heiko Maas anders werden. Die Richtlinien der EU zum Thema Girokonto für jedermann sollten zügig umgesetzt werden.

Die Schuld der Banken
Warum haben so viele Menschen kein Girokonto, obwohl das Gesetz es anders vorschreibt? Die Schuld liegt in der Regel bei den Banken, denn sie vergeben nur sehr ungern Girokonten an diejenigen, die kein geregeltes Einkommen haben. Dazu gehören zum Beispiel Obdachlose und Saisonarbeiter, aber auch ausländische Studenten und selbstständige Dienstleister. Sie alle haben zwar ein Einkommen, aber das landet nur in unregelmäßigen Abständen auf dem Konto.

Schon 1995 sollten die Banken in die Pflicht genommen werden und ein Girokonto für jedermann anbieten, es wurde aber nur eine sogenannte freiwillige Selbstverpflichtung beschlossen. Einige Banken boten daraufhin ein Girokonto auf Guthabenbasis an, ein Konto, das nicht überzogen werden konnte.

Erst im April 2014 verabschiedete die EU ein Gesetz, nach dem alle Bürger ein Recht auf einGirokonto haben, auch diejenigen, die keinen festen Wohnsitz haben. Zwei Jahre haben die Mitgliedsländer der EU jetzt Zeit, dieses Gesetz in die Tat umzusetzen und den 58 Millionen Europäern, die kein Konto haben, ein Girokonto anzubieten.

Was schreibt das Gesetz vor?
Die EU-Länder müssen bis 2016 nicht nur ein Girokonto für alle anbieten, sie sollen sich nach dem Willen der Verbraucherschutzverbände bei der Vergabe des Kontos auch an bestimmten Richtlinien orientieren. So dürfen die Gebühren für das Girokonto nicht übermäßig hoch sein und auch eine Diskriminierung, sprich ein Konto auf Guthabenbasis, soll es nicht mehr geben. Inwiefern diese Forderungen auch in die Tat umgesetzt werden, ist allerdings noch nicht klar.

Bundesverbraucherschutzminister Maas hat sich auch dafür ausgesprochen, dass die Banken in Zukunft die Kunden eingehend dahin beraten, was passieren kann, wenn sie ihr Girokonto mit einem Dispokredit überziehen. Nach seinen Vorstellungen sollen die Banken den Kunden, die ihr Konto hoch überzogen haben, zu einem normalen Verbraucherkredit raten, da dieser Kredit deutlich günstiger ist als ein bequemer, aber meist sehr teurer Dispokredit. Ob sich die Banken allerdings an die Vorschläge der Verbraucherschützer und des Ministers halten, ist ungewiss. Da besonders an den Überziehungskrediten sehr viel Geld verdient wird, ist es kaum vorstellbar, dass die Banken sich dieses Geschäft in der Zukunft entgehen lassen werden.