Die Geschichte des Girokontos

Kaum jemand kann sich heute noch vorstellen, wie die Welt ohne vernetzte Banksysteme, die innerhalb kürzester Zeit von einem Winkel der Erde zum anderen transferieren können, funktionieren soll. Doch dass jeder ein Girokonto besitzt, ist erst seit relativ kurzer Zeit eine absolute Selbstverständlichkeit.

Für die Nachkriegsgeneration war es beispielsweise noch völlig normal, dass die Arbeitnehmer ihr Gehalt am Zahltag im Lohnbüro in einer Lohntüte überreicht wurde. Alle Einkäufe und sonstigen Verpflichtungen erledigten sie mit Bargeld. All das erledigt man heute bequem mit Daueraufträgen vom Girokonto

Auch wenn Konten zur Abwicklung des Zahlungsverkehrs sich für die große Masse erst relativ spät durchgesetzt haben, gibt es das System schon seit Jahrhunderten. Die heutigen Girokonten dürfen als eine Erfindung der Geldwechsler im Mittelalter gelten. Damals konnten Überweisungen auf andere Konten, aber auch Gut-und Lastschriften nur regional erledigt werden, weil sie mündlich angeordnet wurden.

Erst etwa ab dem 14. Jahrhundert sind schriftliche Zahlungsanweisungen bekannt, und Geld konnte damit bargeldlos auch über große Entfernungen bewegt werden.

Eine dominierende Kraft im europäischen Handel waren die großen italienischen Handelsstädte und ihre Händler. Für ihre Geschäfte entwickelten sie ein System zur Kontomäßigen Verrechnung von Transaktionen, die als Vorläufer der heutigen Girokonten gelten dürfen.

Giroverkehr erstmals 1619 in Hamburg

Die Pioniere der Girokonten in Deutschland sitzen in Hamburg, ebenfalls einer alten Handelsstadt, in der Händler aus aller Herren Länder ihre Geschäfte tätigten. Ab 1619, dem Gründungsjahr der Hamburger Bank, begann der Giroverkehr in der Hansestadt, den in den folgenden Jahrhunderten auch andere Hamburger Bankhäuser anboten.

Erst als 1875 die Deutsche Reichsbank gegründet wurde, gab es den Giroverkehr im gesamten Reich. Allerdings blieb er den Unternehmen und reichen Bürgern vorbehalten. Der Grund: Kunden mussten eine Mindesteinlage von 1000 Reichsmark tätigen. Für den einfachen Mann sollte ein Postscheckamt eingeführt werden, dass ihm ebenfalls Zugang zu Geldgeschäften ermöglichen sollte. Es dauerte aber noch bis 1908, als das entsprechende Gesetz gegen viele Widerstände beschlossen wurde.

In den 1960er Jahren entdeckten die ersten großen Banken das Geschäft mit den Privatkunden als lohnendes Standbein. Sie richteten in großem Stil Lohn- und Gehaltskonten ein. Die Gehälter auf ein Bankkonto zu überweisen kam auch den Unternehmen gelegen. Sie sparten sich jede Menge an Verwaltungsaufwand und mussten nicht immer zum Zahltag riesige Summen in ihren Büros vorhalten, um die Arbeitnehmer auszahlen zu können.