Banküberfall und Kredit – eine unglaubliche Verbindung

Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass zwischen Banküberfällen und dem Verhalten von Bankangestellten nach diesem einschneidenden Ereignis ein Zusammenhang besteht. Das verwundert auf den ersten Blick nicht. Jeder, der sich in die Situation des Angestellten versetzt, wird große Vorsicht als Auswirkung vermuten. Natürlich haben Mitarbeiter von Geldhäusern, die einmal einen bewaffneten Räuber vor sich gesehen haben, auch eine ganze Zeit lang mit Ängstlichkeit zu kämpfen. Doch was erstaunt, ist, dass es eine konkrete Auswirkung auf die Vergabe von Krediten gibt.
Forschungsergebnisse aus Kolumbien

Untersucht wurden Banküberfälle kolumbianischer Geldhäuser aus vierzehn Jahren, beginnend 1998. Da die grundlegende Problematik, einer traumatischen Situation ausgeliefert zu sein, bei Europäern nicht anders ist, lässt sich der Schluss ziehen, dass hiesige Bankangestellte ebenso reagieren. Jeder, der so massiv bedroht wurde, entwickelt nämlich zunächst einmal große Furcht vor anderen Menschen.
Wie ist die Auswirkung auf den Kredit?

Die Mitarbeiter der beraubten Banken hatten keineswegs die Neigung, mehr Geld zu geben, als die Kreditwürdigkeit, die allgemeinen Umstände und die üblichen Kriterien hergaben. Aber: Die Dauer der Laufzeit wurde deutlich erkennbar verlängert. Die Kreditlaufzeiten, die vor dem bedrohlichen Ereignis bei etwa fünfeinhalb Monaten lagen, dehnten sich danach auf bis zu achteinhalb Monate aus. Parallel dazu gewährten die geschockten Angestellten auch bessere Zinskonditionen.
Die wissenschaftliche Erklärung

Die Verfasser der Studie gingen der Sache näher auf den Grund. Sie bedachten dabei, dass für die überfallenen Angestellten die klassische sogenannte posttraumatische Belastungsstörung eintritt. Hierbei treten psychische Reaktionen ein, die sich vor allem durch das subjektive Gefühl der Hilflosigkeit bemerkbar machen. Man fühlt sich Begegnungen mit Menschen zum Teil nicht mehr gewachsen. Bei den Bänkern bezieht sich das verständlicherweise auf die Kunden, die die Bank betreten. Sie wollen, dass diese Kunden so schnell wie möglich wieder gehen und so bald nicht wiederkommen. Deshalb verkürzen sie den Verhandlungszeitraum, sodass sie nicht lange mit den Kreditnehmern zusammensitzen müssen. Gleichzeitig sorgen sie mit einer langen Laufzeit und leicht vergünstigten Zinsen dafür, dass die Kunden zufrieden sind und deshalb mit einem erneuten Besuch der Bank so schnell nicht zu rechnen ist.
Könnte diese Erkenntnis ausgenutzt werden?

Man könnte nun denken, ein genaues Verfolgen von Banküberfällen würde grundsätzlich zu besseren Bedingungen führen. Wer die Nerven hätte, das auszunutzen, würde doch in vieler Hinsicht enttäuscht werden. Die Bankangestellten zeigten das Verhalten zwar einige Zeit lang, doch nach durchschnittlich 14 Tagen kehrten sie allmählich zu ihrer gewohnten Haltung zurück. Dann zählten wieder die üblichen Kriterien. Außerdem bezieht sich die Studie ausschließlich auf die brutalste Form des Überfalls, bei der Waffen im Spiel sind.
Statistik

Wenn man der Statistik glauben darf, kommt ein bewaffneter Überfall pro Bank alle 50 Jahre vor, wobei der Räuber 180 Sekunden lang im Raum bleibt. Zu Verletzungen kommt es alle hundert Fälle einmal. Doch auch die Ereignisse, die als Datenmaterial selten sind, treten eben in der Realität früher oder später auf. Bleibt zu hoffen, dass niemand aufgrund solcher Ereignisse zu günstigeren Krediten kommt.