Bonitätsprüfung mittels Facebook?!

Ein Patenterwerb des Social-Media-Riesen Facebook sorgt für Unruhe bei Kreditwürdigkeitsprüfungen. Das Unternehmen hat vor drei Jahren ein Patent beim zuständigen US-Patent-Amt angemeldet und genehmigt bekommen, das umstritten ist. Es beinhaltet, dass potenzielle Geldgeber einen Kreditantrag ablehnen können, wenn der Freundeskreis des Antragstellers nicht ins Bild passt. Das heißt: Wenn jemand Kontakte zu Facebook-Mitgliedern unterhält, die nicht kreditwürdig sind, kann das geldgebende Institut den Kredit gleich ablehnen. Das setzt natürlich voraus, dass nicht nur die Kreditwürdigkeit des Antragstellers, sondern auch seiner Freunde im Netzwerk geprüft wird. Leute, die offene Rechnungen haben, werden als Kredithinderungsgrund angesehen.
Wer entscheidet dann eigentlich?

Normalerweise sollte man davon ausgehen, dass der Bankangestellte, an den man sich wendet, als Person entscheidet, ob der Kreditwillige das Geld auch bekommt. Seine Einschätzung würde beim Facebook-Patent aber in den Hintergrund rücken. Dass Zahlungsverzüge und Mahnverfahren bei seiner Entscheidung eine Rolle spielen, ist nachvollziehbar. Aber dass er den individuellen sozialen Hintergrund der Facebook-Kontakte als Kriterium heranzieht, ist kaum noch verständlich. Vielleicht weiß er über die Kontakte bald mehr als der Facebook Seiten-Inhaber, der nun eine Immobilie kaufen will, selbst. Vor allem aber wäre die Entscheidung tatsächlich von Internet-Daten abhängig, die als Entscheidungsgrundlage fragwürdig sind.
Datenschützer laufen Sturm

Datenschützer haben sich schon in Position gebracht, auch Verbraucherschutz-Organisationen sind in Abwehrhaltung. Sie verweisen darauf, dass ein Zusammenhang zwischen Kreditvergabe und der Art von Facebook-Kontakten nicht hergestellt werden darf. In Deutschland war eine Zeitlang die Unternehmung Kreditech tätig, die Facebook-Kontakte schon in den Kriterienkatalog aufgenommen hatte, wenn auch auf einem hinteren Rang. Sie zog sich allerdings nach einer Überprüfung der deutschen Finanzaufsichtsbehörde BaFin aus dem Kreditgeschäft zurück.
Was macht die Schufa?

Deutschlands größte Auskunftei hatte vor einigen Jahren auch schon einmal einen Vorstoß in Richtung Datennutzung aus Social Media-Aktivitäten in Erwägung gezogen. Doch sobald das publik geworden war, gab es heftigen Widerstand in der Öffentlichkeit. So ließ die Schufa von ihrem Ansinnen wieder ab. Sie nimmt als Hauptkriterien weiterhin die üblichen Daten an, nämlich vor allem die Fragen, wie viele und welche Konten der Antragsteller hat, ob er seine Zahlungen fristgerecht leistet und ob er einen Handy-Kaufvertrag unterzeichnet hat.
Gibt es weitere Kriterien?

Neben allem, was den eigenen Umgang mit Geld angeht, muss jeder Kreditnehmer auch damit rechnen, dass sein soziales Umfeld ins Kalkül gezogen wird. Dies betrifft allerdings nicht Internetdaten. Ins Visier genommen wird immer öfter die Nachbarschaft, d. h., das Wohnumfeld. Wenn sich hierbei die Anzahl von Nichtzahlern häuft, kann sich das negativ auswirken. Dabei spielt die Statistik die Hauptrolle. Wenn eine Umgebung hohe negative Werte aufweist, nimmt die Bank einfach eine höhere statistische Wahrscheinlichkeit an, dass ein Kredit nicht zurückgezahlt werden kann, und lässt dieses Wissen in ihre Formel für Bonitätsprüfung einfließen.
Wird Facebook das Patent auch einsetzen?

Das weiß man nicht. Viele Patente werden jährlich vergeben, ohne dass sie zur Anwendung kommen. Wie Facebook sich mit seinem Neuerwerb verhält, wird nur die Zukunft zeigen.