Mit Freundlichkeit leichter einen Kredit erhalten?

Mikro-Kredite sind besonders kleine Kredite, die bereits bei einem Euro beginnen und einige tausend Euro nicht überschreiten. Sie werden nicht von den üblichen Bankinstituten, sondern von besonderen Finanzierungs-Dienstleistern vergeben. In Deutschland werden sie hauptsächlich gewährt, wenn jemand eine Kleinstunternehmung plant und zum Start über keinerlei Finanzierungsmöglichkeiten verfügt. Die Bundesregierung hat dafür eigens einen Fonds eingerichtet. Die GLS Gemeinschaftsbank eG erhielt im Jahre 2009 die Weisung, sich um Vergabemöglichkeiten von Kleinstkrediten zu kümmern. Mikro-Kredite spielen in Entwicklungsländern eine sehr große Rolle und werden hier auch in weit größerem Umfang in Anspruch genommen. Sie dienen vor allem dazu, kleine Händler und Betreiber von Kleinstgewerben zu unterstützen.
Aber was haben Mikrokredite mit Lächeln zu tun?

Auf Mikro-Kredite sind in erster Linie Menschen in Entwicklungsländern angewiesen, die zu den üblichen Banken keinerlei Zugangsmöglichkeit haben. Manchmal haben sie die zwar, doch dann können sie nicht die nötige Bonität aufweisen. Also greifen sie zu der weitverbreiteten Maßnahme, einen Kleinstkredit zu beantragen. Nun hat eine Studie gezeigt, dass sie weitaus eher einen Mikro-Kredit bewilligt bekommen, wenn sie eine positive Ausstrahlung haben. Und die bekommt man ganz einfach – mit Lächeln. Die Studie beschäftigt sich mit echten Kreditsuchenden. Analysiert wurden weit über 12000 Vorgänge.
Wie lief der Versuch ab?

Die Kreditgeber wurden während ihres Entscheidungsprozesses für oder gegen einen Kleinkredit-Antrag beobachtet. Ihre Hirnaktivität wurde gemessen und die Daten wurden gespeichert. Die Sachbearbeiter hatten die Papiere des Kreditsuchenden vorliegen. Sie bestanden aus dem Antrag selbst und einer beigefügten Aufnahme desjenigen, der ihn ausgefüllt hatte. Offensichtlich spielten beide Unterlagen eine große Rolle.
Welche Auswirkungen hatten die Aufnahmen?

Die Kreditanträge wurden weit eher genehmigt, wenn das beigefügte Konterfei Offenheit und Sympathie ausstrahlte. Dadurch wurden die Betrachter in eine emotional angenehme Stimmung versetzt. Ein lächelndes Gesicht erzeugte offenbar eine freundliche Grundstimmung, die sich wiederum so auswirkte, dass der Sachbearbeiter dem Kreditsuchenden wohlgesonnen wurde und seinem Antrag zustimmte.
Und der Antrag selbst?

Auch das, was da zu lesen stand, erzeugte Gefühle, die sich schnell in Entscheidungskriterien verwandelten. Wenn jemand etwas darlegte, was den Leser traurig machte oder andere belastende Gefühle auslöste, hatte er keine guten Chancen mehr. Der Antrag wurde abgelehnt. Auch wenn jemand es dann damit probierte, eine geringere Kreditsumme ins Spiel zu bringen, stieß er auf Granit. Löste der Bericht jedoch freudige Überraschung aus oder schilderte er aufregende Ereignisse, dann war der Kredit schnell gewährt. Die ausgelösten Gefühle überdeckten bei Weitem vernünftige Überlegungen wie die, ob das Geld gut angelegt war und wie wahrscheinlich es zurückgezahlt werden konnte.
Was sagten die Kreditgeber?

Die Sachbearbeiter waren davon überzeugt, dass sie sachliche und gut durchdachte Entscheidungen trafen. Doch die objektiven Messungen aus den entsprechenden Gehirn-Arealen sprachen dagegen.
Gibt es ein Fazit?

Die Versuche beziehen sich auf Entwicklungsländer. Doch vielleicht sind die menschlichen Reaktionen ja in vieler Hinsicht gleich und können auch im modernen Europa angewendet werden. Versuchen Sie doch einfach mal, bei dem nächsten Gespräch mit Ihrem Bänker mehr zu lächeln!