Was ist ein Girokonto?

Ein Leben ohne Girokonto können sich die meisten Menschen heute gar nicht mehr vorstellen. Doch obwohl das Bankwesen in Europa über Jahrhunderte zurück reicht, ist das führen eines Girokontos für die breite Masse der Menschen erst seit wenigen Jahrzehnten eine Selbstverständlichkeit. Noch in den 1950er Jahren holten sich die Arbeitnehmer am Zahltag ihren Lohn persönlich beim Arbeitgeber ab. Ein Girokonto zu eröffnen, mit dem auch der Mann von der Straße seinen Zahlungsverkehr abwickeln konnte, setzte sich in der zweiten Hälfte des 20 Jahrhunderts langsam aber sicher durch. Vorher galt die Maxime, dass nur Bares Wahres ist.

Inzwischen nimmt das Zahlen mit Bargeld den kleinsten Teil des Zahlungsverkehrs ein. Löhne und Gehälter werden auf das Konto überwiesen, die Fixkosten wie beispielsweise Telefon, Miete und Strom, werden über Dauerauftrag oder Lastschrifteinzug direkt vom Konto abgebucht und selbst die Einkäufe werden mit der EC-Karte beglichen.

Ein funktionierendes Bankwesen gibt es in Europa schon seit dem Mittelalter, doch wann es die ersten Konten gab, die dem heutigen Girokonto entsprechen, ist nicht bekannt. Der bargeldlose Zahlungsverkehr zwischen den Banken funktioniert jedenfalls bereits seit dem 11. Jahrhundert. Das funktionierte über Verrechnungskonten. Die einzige Einschränkung: Das System funktionierte nur im regionalen Zahlungsverkehr, weil die Überweisungen nur mündlich angeordnet werden konnten.

Erst ab dem 14. Jahrhundert wurden schriftliche Zahlungsanweisungen üblich, die finanziellen Transaktionen zwischen den Banken wuchsen nun auch über die heimische Region hinaus. Der Antriebsmotor für diese Entwicklungen waren vor allem die italienischen Handelshäuser, die den Handel zunächst im Mittelmeerraum dominierten, aber schon bald in der ganzen, damals bekannten Welt agierten. Die italienischen Kaufleute verrechneten ihre Transaktionen gegenseitig auf Konten. Von daher darf diese Methode als direkter Vorläufer der heute üblichen Girokonten zählen.

Bis zur Gründung der Deutschen Reichsbank anno 1875, die ihre Geschäfte auf das gesamte Deutsche Reich ausdehnte, blieben Geldgeschäfte mit Banken Händlern und großen Firmen vorbehalten. Doch wer hier ein Konto eröffnen wollte, musste ein Guthaben von mindestens 1000 Mark vorweisen, Zugang zu einem Bankkonto hatten also wieder nur Firmen und wohlhabende Bürger. Das lukrative Geschäft mit den Privatkunden entdeckten die großen Banken erst ab 1960. Erst jetzt wurden auch für einfache Arbeitnehmer Lohn- und Gehaltskonten eingerichtet.