Griechenland kann erstmal aufatmen

Lange Zeit hatten die Griechen gezittert. Ihr Land stand am finanzpolitischen Abgrund. Die verschiedenen Regierungen hatten in den vergangenen Jahren einen Schuldenberg von 347 Milliarden Euro aufgebaut und das Land geradewegs in ein haushaltstechnisches Waterloo gesteuert. Das Land hat nämlich kaum ein wirtschaftliches Potential, um sich aus eigener Kraft wieder aus diesem Loch zu ziehen. Wichtigster Wirtschaftszweig ist der Tourismus, der größte Arbeitgeber ist der Staat, der so viele Beamte beschäftigt, wie kein anderer Staat in Europa. Nun haben auch private Gläubiger einem Schuldenschnitt zugestimmt. Sie wollen ihre Griechenland-Anleihen gegen Papiere mit geringerem Wert und längeren Laufzeiten eintauschen. Der Schuldenstand in Athen sinkt mit diesem Schnitt um 107 Milliarden Euro.

Griechenland kann also erst einmal aufatmen. Gerettet ist es freilich noch lange nicht, der Schuldenschnitt verhindert nur den sofortigen Untergang. Die Fragezeichen hinter der Frage, ob Griechenland den Weg aus der Krise auch wirklich schafft, sind groß. So wird in Athen im April eine neue Regierung gewählt, die den eingeschlagenen Sparkurs fortsetzen, vielleicht sogar noch verschärfen muss. Während der Rest Europas einsehen muss, dass die marode griechische Wirtschaft Hilfe braucht, muss die Bevölkerung in Griechenland von der Mentalität, dass der Staat alles richten wird und für alles zuständig ist, wegkommen.

Ob dieser aktuelle Schuldenschnitt ein einmaliges Ereignis ist, wie die Politiker in ganz Europa immer wieder betonen, bleibt fraglich. Denn aus freien Stücken ist dieser freiwillige Schuldenschnitt sicher nicht erfolgt. Vor allem die privaten Anleger dürften eher zähneknirschend zugestimmt haben, schließlich reißen die Einbußen ein empfindliches Loch in die eigene Altersversorgung. Der Schnitt kann durchaus als ein Bekenntnis zum Euro angesehen werden.

Wäre Griechenland jetzt gefallen, wäre der Schaden für die Währung wohl unermesslich. Ein großes Stück des Vertrauens, das die Investoren in den Euro gesetzt haben, wäre verspielt. Dieses Szenario ist ein Fiasko für Politiker und Banken. Schließlich steht die europäische Einheitswährung in der Wertschätzung der internationalen Anleger fast auf dem selben Niveau wie der US-Dollar, an dessen Nimbus als Leitwährung der Euro in den vergangenen Jahren gewaltig gekratzt hat.

Viel schlimmer als das: Spekulanten könnten auf die Idee kommen, gegen den Euro zu wetten und den Kontinent damit richtig in die Bredoullie bringen. Vor allem in den Südländern wie Portugal, Spanien und Italien, die ebenfalls chronisch überschuldet sind, dürften noch große Herausforderungen auf den Rest Europas zukommen.