Hohe Jugendarbeitslosigkeit: Lost Generation in Europa?

Im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise ist die Jugendarbeitslosigkeit in ganz Europa dramatisch gestiegen. Die Internationale Arbeitsorganisation ILO erwartet, dass sich die Jugendarbeitslosigkeit noch bis 2016 auf ihrem dramatisch hohen Niveau hält. Als Weg aus der Krise auf dem Arbeitsmarkt empfiehlt die UNO-Organisation mit Sitz in Genf den Regierungen, die Arbeitsmarktpolitik wieder aktiv auszubauen. Der Grund: Der Sparkurs, der eingeschlagen wurde, um die Staatsverschuldungen im Griff zu halten, würden vor allem eine schnelle Erholung des Arbeitsmarktes für Jugendliche behindern.

Die Zahlen, die der ILO vorliegen, sind dramatisch. So ist die Arbeitslosigkeit europaweit in der Gruppe der 15- bis 24jährigen zwischen 2008 und 2011 um 26,5 Prozent gestiegen – weit höher als in jeder anderen Region der Welt. Global gesehen hat die Jugendarbeitslosigkeit seit dem Beginn der Wirtschaftskrise nur um 5,3 Prozent zugelegt. In den 17 Euro-Ländern hatte die Jugendarbeitslosigkeit im März sogar ein Rekordhoch 22,1 Prozent erreicht.

Diese Zahlen täuschen aber sogar noch über die tatsächliche Lage hinweg. Denn in Wirklichkeit sieht die Situation noch schlechter aus. Der Grund: Vor allem junge Menschen haben sich massiv vom Arbeitsmarkt zurück gezogen. Die ILO plädiert dafür, das Thema Beschäftigungspolitik bei den Regierungen zur Chefsache zu machen.

Diese Analyse stärkt die Zweifler an einem zu rigiden Sparkurs und die Befürworter von Investitionsprogrammen zur Stärkung des Wirtschaftswachstums. Auch wenn in Deutschland die Lage noch vergleichsweise entspannt ist, läuten in der Politik bereits die Alarmglocken. Man schaut mit Bangen gen Süden. Denn in Spanien und Griechenland liegt die Jugendarbeitslosigkeit schon bei rund 50 Prozent.

Auch aus den Reihen der G8, der acht größten Wirtschaftsnationen, gibt es bereits Druck, vom harten Sparkurs abzurücken und den Fokus darauf zu richten, nicht nur die Haushaltskonsolidierung voran zu treiben, sondern zugleich Impulse für mehr Wachstum zu setzen.

Dramatisch sehen diese Zahlen aber erst aus, wenn man sie in die Zukunft projiziert. Denn Jugendliche, die nicht relativ kurz nach ihrer Ausbildung oder dem Studium im Berufsleben Fuß fassen, gelingt der Einstieg später, wenn sich die Wirtschaft wieder erholt hat, auf einem angemessenen Niveau nur in den seltensten Fällen. Sie hätten dann unter Umständen viel Geld und Zeit in eine Zukunft investiert, die ihnen verwehrt bleibt.