Gibt es bald billigeres Geld?

Die Zukunft Griechenlands wirft weiterhin ihre Schatten voraus: Falls das Land nach den Wahlen am 17. Juni tatsächlich aus der europäischen Währungsunion ausscheren, sollte auch die Europäische Zentralbank (EZB) alles tun, um die Folgen dieser Erschütterung auf den europäischen, womöglich weltweiten Finanzmärkten, abzumildern. So empfahl der EZB-Schattenrat, in dem 15 renommierte Volkswirte aus ganz Europa sitzen, die Leitzinsen einen halben Prozentpunkt abzusinken und damit die selbst gesteckte Untergrenze von einem Prozentpunkt zu durchbrechen. Der Grund: Langfristige Kredite für Banken und auch der Kauf von Staatsanleihen, die von Krisenländern ausgegeben werden, sollen aufrecht erhalten werden.

Die Europäische Zentralbank wurde 1998 von der Europäischen Union als gemeinsame Währungsbehörde der Mitgliedstaaten gegründet. Ihre Gründung wurde mit dem Vertrag von Maastricht 1992 beschlossen, seit dem Vertrag von Lissabon, der 2007 abgeschlossen wurde, hat die EZB den Status eines EU-Organs.

Wie auch bei den nationalen Zentralbanken gilt bei der EZB nach den Erfahrungen aus den 1920er Jahren die Preisstabilität und mit geldpolitischen Mitteln für eine ausgeglichene Konjunktur zu sorgen. Dies ist für die EZB angesichts der großen strukturellen Unterschiede und auch unterschiedlichen Konjunkturzyklen in den Mitgliedsländern auch ohne die jüngste Krise Herausforderung genug. Darüber hinaus führt die EZB Devisengeschäfte durch, verwaltet die Währungsreserven der Mitgliedsländer und ist für den reibungslosen Zahlungsverkehr in den Mitgliedsändern verantwortlich. Darüber hinaus genehmigt die EZB unter anderem die Ausgabe der Euroscheine, die dann wiederum von den nationalen Zentralbanken herausgegeben werden.

Mit der gemeinsamen Geldpolitik setzt sich die Politik zur Einigung Europas, die seit rund 60 Jahren kontinuierlich fortgesetzt wird, weiter fort. So wurde nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges 1951 die Montanunion gegründet. Mitgliedstaaten der ersten Stunde waren Belgien, Deutschland, Luxemburg, Frankreich, Italien und Holland. Mit verschiedenen weiteren Verträgen und Ergänzungen wurde im Laufe der folgenden Jahrzehnte die Europäische Gemeinschaft gegründet, der beispielsweise auch Griechenland, Spanien, Portugal und die skandinavischen Länder angehörten.

Schon 1972 wurden erste Schritte unternommen, um Geldpolitik und Finanzmärkte zu vereinheitlichen. So wurden in diesem Jahr zwischen einzelnen Ländern Wechselkurse festgelegt, die nur um eine bestimmte Bandbreite schwanken durften. Sieben Jahre später folgte das Europäische Währungssystem, die den Weg für die heutige Währungsunion bereiten sollte. Die Mitglieder dieses Währungssystems gründeten die spätere Union.